Reutershagen teilt sich in vier Ortsteile auf: Alt- Reutershagen, Reutershagen I und Reutershagen II sowie dem Komponistenviertel.
Kurzbiografie zur Entstehung des Stadtteils
30. Juni 1919 – die Bürgervertretung der Stadt Rostock stimmte der Vorlage „Betr: Kleinsiedlung Barnstorf- Bramow“ zu
14. Juli 1919- die Orte Barnstorf und Bramow wurden eingemeindet
29. Dezember 1919- die Stadtverordnetenversammlung genehmigte die Aufteilung der Siedlungsflächen, der Verkaufsvertrag wurde von der Stadtverwaltung gebilligt und der Oberbürgermeister erteilte die Weisung, den Verkauf vorzunehmen.
9. August 1920 die Hospitalverwaltung teilte mit, dass die Baukostenzuschüsse in den Vertrag aufzunehmen seien. Dies auf Bitten der Kaufinteressenten. (für 20 Häuser wurden je 2.400 Mark bewilligt).
1921- wurde der Name „Reutershagen“ vergeben. Möglich ist das Datum 11.4.1921-ab 1922 findet man erstmals Reutershagen in den Telefonbüchern von Rostock.
1922 -erstmals konnte man folgende Wege im Adressbuch mit dem Zusatz (Reutershagen) finden: Liningweg, Miningweg und Druwappelplatz
27.Februar 1922- erste amtliche Bezeichnung „Reutershagen“
1924- der Hawermannweg wird im Adressbuch der Stadt benannt, so wie auch der Hanne-Nüte-Weg.
1929- Genehmigung für den Bau einer Wasserleitung (Südteil Reutershagen)
1934 Grundsteinlegung für den nördlichen Teil der Hamburger Straße, Baubeginn am Hawermannweg bis zum Schwarzen Weg
Alt- Reutershagen
Die ersten Häuser entstanden um 1920/21 am Liningweg und am Druwappelplatz. Gebaut haben dort Familie Rummel am Liningweg 32-33 sowie Familie Weinberger und Familie Delling am Druwappelplatz 3-4. Herr Rummel schlug vor, diesen Ortsteil “ Rummelhagen “ zu nennen, da er nach seiner Ansicht der erste Bauherr war. Am Ende wurde sich auf Reutershagen geeinigt- nach dem bekannten Schriftsteller Fritz Reuter.
Somit kann die Gründung auf das Datum, den 11. 4.1921 datiert werden. Der Name „Reutershagen“ wurde erstmals vergeben.
„Der Druwappelplatz wurde mit der Benennung von den Einwohnern mit einer Linde vor jedem Haus und einem Druwappelbaum im Mittelpunkt gestaltet. Von der Ursprungsbepflanzung sind noch zwei ca. 100 Jahre alte Linden erhalten. Daneben gibt es weitere ca. 50 Jahre alte Linden und diverse Bäume, die im Baumkataster der Stadt Rostock geführt werden. Dieser Baum spielt in dem Werk von Fritz Reuter eine große Rolle, genau so wie beiden Mädchen Mining und Lining.
Der Druwappel ist seit mehr als 400 Jahren beschrieben und gehört damit zu den ältesten nachgewiesenen Obstarten. Er war in Norddeutschland sehr verbreitet und ist heute selten und bedroht.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Druwappelplatz
Diese Fotos stammen aus der Sammlung der Denkmalpflege in Rostock. Die Fotos sind 1956 im Rahmen der damaligen fotografischen Erfassung der Stadt entstanden. Deswegen ist auch ein Mann mit der Messlatte zu sehen.
„Im Juni 1919 beschloss die Rostocker Bürgerschaft den Bau einer Kleinsiedlung neben dem Dorf Schutow. Erste Planungen entstanden dazu bereits vor dem 1. Weltkrieg im Zuge der Gartenstadtbewegung. Die konkreten Entwürfe stammten von Stadtbaudirektor Berringer. Dabei sollte der Bräsigplatz an der Hamburger Straße das lebhafte Zentrum werden und der Druwappelplatz eine ruhige Verweilzone. Die Doppelhäuser wurden nach einem einheitlichen Schema errichtet und hatten hofseitig einen kleinen Stall für die Haltung von Schweinen, Ziegen und Federvieh. Daran schloss sich ein großer Garten an. Damit sollte die Eigenversorgung gesichert werden, während die Bewohner tagsüber in den benachbarten Industriebetrieben arbeiteten. 1922 waren bereits 39 Häuser bezogen, dann unterbrach die große Inflation die Bauarbeiten, die ursprüngliche Planung blieb unvollendet. Ab 1924 wurde am Hawermann- und Hanne-Nüte-Weg nach einem veränderten städtebaulichem Konzept weitergebaut. 1936 erreichte die Straßenbahn den Bräsigplatz.“*
Bis Reutershagen I gebaut wurde, gab es keine Unterscheidungen weil diese nicht notwendig waren. Ab da wurde Alt- Reutershagen in den Sprachgebrauch aufgenommen.
Zu Alt- Reutershagen zählen neben dem Druwappelplatz, An der Jägerbäk (dort fährt heute die Straßenbahn hoch zur Stadtautobahn), die Gartenkolonien hinter dem Schutower Kreuz, der Bräsigplatz und der Bräsigweg sowie der Eikbomweg und der Köster- Suhr Weg. (hinter der Kunsthalle, befindet sich heute auch die RSAG).
Das Komponistenviertel
Das Komponistenviertel verläuft heute von der Schweriner Straße, über die Tschaikowskistraße, die Joseph-Haydn Straße bis zur Kuphalstraße.**
Stadtplanung mit Folgen
Rostocker Kleingartenanlage Edelweiß musste dem Schwanenteich weichen und wurde neu gegründet Ein 1938 erschienener Plan der Stadt Rostock zeigte auf dem Gelände zwischen dem wachsenden Komponistenviertel und dem in den Anfängen steckenden Ostmarkviertel mit dem Wiener Platz noch die Lage der Gartenkolonien Schöne Aussicht und Edelweiß an und war damit nicht mehr so ganz aktuell. Mit der dem Stadtgarteninspektor Alfred Jahr übertragenen Aufgabe, an dieser Stelle den ersten Rostocker Wohngebietspark zu schaffen, erhielten die beiden Kleingartenvereine 1937die Kündigung ihrer bisherigen Anlagen. Während die Anlage Schöne Aussicht heute in Schutow zu finden ist, wurde der Anlage Edelweiß eine Koppel des alten Gutes Barnstorf zugewiesen. Für die Vereinsmitglieder war dies ein heftiger Einschnitt.
War die am 11. Juli 1933 gegründete alte Kolonie Edelweiß mit 317 Mitgliedern doch die größte Kleingartenanlage Mecklenburgs. Am 6. Oktober 1937 wurde sie neu gegründet. Vier Tage später begannen die Erschließungsarbeiten. Bis zur Eröffnung im Jahr darauf hatten die Kleingärtner alle Hände voll zu tun, den alten Gutsacker in ein gartenfähiges Gelände zu verwandeln. Wie der Rostocker Anzeiger am 11. Juli 1938 berichtete, mussten rund 7000 Kubikmeter Erde bewegt, 800 Kubikmeter Boden neu aufgebracht, 96 Meter Graben entwässert und etwa 1000 Meter Drainage gelegt werden. Fließt doch quer durch das westliche Gelände der neuen Anlage jener hier eingerohrte Bach namens Kolmbäk, der die beiden noch heute hinter der Anlage liegenden einstigen Gutsteiche durchfließt und aus dem der Schwanenteich gestaut wurde. Des Weiteren war zu lesen, dass die Gartenhäuser für die nunmehr 64 Gärten aus der alten Anlage hierher umgesetzt wurden. Das Ergebnis der Arbeit konnte sich sehen lassen.
Am 10. Juli 1938 öffnete die erste Rostocker Dauergartenkolonie als öffentliche Grünanlage ihre Pforten auch für die Besucher. Propagandistisch wurde dieses Ereignis natürlich ordentlich ausgeschlachtet. Dabei galt Edelweiß trotz großzügiger Unterstützung seitens der Stadt nach wie vor als rote Kolonie. Zahlreiche Vereinsmitglieder waren Sozialdemokraten und Kommunisten. Der Rostocker Anzeiger berichtete vorab in seiner Ausgabe vom 7. Juli und schrieb unter anderem: „Staatsministerium und Stadtverwaltung erkannten das hier entstandene Werk als mustergültig und bisher einzigartig in Mecklenburg an.“ Das sich daraus ergebende Reichsdarlehn von 7700 Reichsmark sei zum weiteren Ausbau der Gemeinschaftsanlagen bestimmt, hieß es weiter. Das auf alten Fotos zu sehende in Klinkern aufgeführte Vereinshaus wurde ein Opfer des Krieges.
Mein Großvater Johannes Kaschinski, der auch schon in der alten Anlage einen Garten hatte, war nun Gründungsmitglied der neuen Kolonie. Er erhielt den Garten Nummer 2. Die Familie, Freunde und Bekannte kamen gerne zu Besuch. Meine Großeltern lebten als junge Leute zunächst in der Hansastraße 6. Mit der Entstehung des Hansaviertels zogen sie in die Greifswalder Straße 3. Dies sollte ihre Heimstatt bis zum Ende ihres Lebens bleiben. Mein Großvater war gelernter Bäcker und arbeitete in der Konsumbäckerei in der Borwinstraße. Über seinen Beruf hinaus war er jedoch ein begnadeter Handwerker, der seinem kleinen Enkel sogar sein erstes Fahrrad baute. Dann aber steckte all seinen Elan in den Garten. So baute er auch das neue Gartenhaus. Bei Garten blieb Jahrzente lang der Rückzugsort für die Familie. Für mich war das ein gutes Stück Kindheit, an das ich mich noch heute gerne erinnere.
Auch heute ist Edelweiß eine beliebte Kleingartenanlage, in der Spaziergänger gerne gesehene Gäste sind. Hans-Heinrich Schimler
In den 1950er Jahren ging man daran, den Schwanenteich mit seinen Grünanlagen wiederherzustellen. Darüber hinaus wurde 1954 damit begonnen, eine Badeanstalt einzurichten. Ein Foto aus jener Zeit zeigt, wie der eigens dazu herangefahrene Seesand von Lastwagen geladen wird. Schließlich aber wurde das Projekt verworfen. Die Wasserverhältnisse zeigten sich als tückisch und so gefahrvoll, dass es zu zahlreichen Unfällen kam. So wurde aus dem Terrain doch wieder ein Park. 1957 lag ein Entwurf für den Wiederaufbau vor. Viele Rostocker trugen mit freiwilligen Aufbaustunden im Nationalen Aufbauwerk dazu bei. Verantwortlich war der damalige Volkseigene Betrieb Gartengestaltung Rostock. Nach Plänen von M. Jandtke und Chr. Jochmann nahm die Rekonstruktion zwischen 1958 und 1960 Gestalt an. Eine wieder hergestellte 10 Hektar große Teichanlage mit Fontäne, Kinderspielplätzen, Liegewiesen, Stauden- und Blumenflächen war das Ergebnis. Die Bau-Union, baute das Planschbecken, die Tischlerei der Warnowwerft das Schwanenhaus. Auch die Firma Terra-Tiefbau, der spätere VEB Tiefbau, und der VEB Wasserwirtschaft waren beteiligt.
Blick vom Kinderzentrum auf den Schwanenteich
Am Rande, vor allem entlang der Kuphalstraße, entstanden mehrere Bauten. Im September 1953 eröffnete gegenüber der Beethovenstraße die Betriebskindertagesstätte des Fischkombinats, in der jeweils etwa 90 Kinder betreut werden konnten. 1954 wurde noch ein weiterer Flügel angebaut. In ihm wurden Hortkinder und später auch Wochenheimkinder, vor allem von alleinstehenden Müttern, betreut. Nach 1989 wurde die Einrichtung zunächst von der Stadt und dann bis 2002 als Tagesstätte am Schwanenteich vom Arbeitersamariterbund betrieben. Nach umfassender Erneuerung befindet sich in den schönen Haus das „Kinderzentrum am Schwanenteich“ mit verschiedenen Einrichtungen.
Weiter höher zur Ulrich-von-Hutten-Straße hin stehen die beiden 1953 und 1959 errichteten Schulgebäude. Sie wurden zu als Schule, Haus der Pioniere, Sonderschule genutzt. Heute sind dort das Rostocker Freizeitzentrum und das Förderzentrum am Schwanenteich untergebracht. Zwischen beiden Häusern entstand 1992 ein neues Sportzentrum.
An der Linzer Straße war 1953 ein Barackenkomplex für die Versorgung der Bauleute von Reutershagen I. entstanden. Später wurde er zunächst für Hortkinder und schließlich als Kindergarten für 120 Kinder hergerichtet. Nach 1989 nutzte das Fachgymnasium der Rosa-Luxemburg-Schule einige Räume. Dann wurden die Bauten abgerissen und ein neuer Spielplatz angelegt. Ein weiterer entstand auf dem Gelände zwischen der Linzer Straße und dem zur Kunsthalle führenden Weg.
Für die Kinder und Jugendlichen der umliegenden Betreuungseinrichtungen und Schulen war der Schwanenteichpark ideal für Spiel und Sport. Hans-Heinrich Schimler
Reutershagen I
Reutershagen I setzt sich aus verschiedenen Wohngebieten zusammen. Angefangen am Wiener Platz, über die Ulrich-von-Hutten Straße zur Goerdeler Straße bis hin zum Tiroler Hof. Reutershagen I wurde auf dem Gelände des ehemaligen Armeestaatsgutes Barnstorf gebaut. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war dies der „Reichsacker“. Drei wesentliche Aspekte prägten die Entwicklung von Reutershagen I.
Zu sehen ist hier die Entstehung der Graf -von- Schwerin Straße. Rechts entsteht gerade das Hochhaus in der Ernst- Thälmann Strasse mit dem Trafohaus.
Unten ist die Ulrich- von-Hutten Straße zu erkennen und Familie Engelmann beim Spaziergang im Jahr 1956.
Der Wiener Platz
Für die Mitarbeiter der Heinkel- Flugzeugwerke, ARADO sowie für die Arbeiter in der Neptunwerft musste Wohnraum geschaffen werden. 1938 wurde das „Ostmärkische Viertel“, heute besser bekannt als „Wiener Platz“ gebaut. Danach wurde das Finnviertel gebaut.
Am 9. August 1941 wurde auf dem Wiener Platz in Rostock Richtfest gefeiert. Es war ein Höhepunkt des Bauvorhabens, das mit der Bezeichnung Ostmarkviertel an die Einvernahme Österreichs in das Deutsche Reich erinnern sollte. Das kleine Viertel im Westen der Stadt bestand neben dem zentralen Wiener Platz aus vier Straßen, die nach den österreichischen Städten Innsbruck, Braunau, Graz und Linz benannt waren. Es waren reine Wohnstraßen. Zur Feierlichkeit waren verschiedene prominente Leute zugegen. Unter ihnen waren Professor Dr. Ernst Heinkel, der Chef der gleichnamigen Flugzeugwerke, und interessanterweise Professor Albert Speer mit seinen Mitarbeitern der Baugruppe Schlempp. Der „Rostocker Anzeiger“, der diese Nachricht am 11. August brachte, berichtete weiterhin darüber, dass zum Zeitpunkt des Richtfestes von den 440 zu errichtenden Wohnungen die meisten bereits bezogen worden seien. Der Rest sei schon weit vorangetrieben. Der Wiener Platz konnte vor Kriegsende nicht mehr vollendet werden. Er wurde erst 1948 fertig gestellt.
Die Wohnungen waren für die Belegschaft der Heinkelwerke vorgesehen. Heinkel hatte eigens dafür am 23. Januar 1939 eine gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft gegründet. Infolge des Zuzugs von Fachkräften für die Heinkel-Flugzeugwerke war es zu einer Verknappung des Wohnraumes in Rostock gekommen, dem es etwas entgegenzusetzen galt. Zum Zeitpunkt des Baus, so hieß es, hätten noch etwa 1000 Gefolgschaftsmitglieder keinen eigenen Wohnraum. Am 20. Mai 1939 berichtete der „Rostocker Anzeiger“, dass mit dem Bau des Ostmarkviertels begonnen wurde. Schon in seiner Ausgabe vom 23. Januar 1939 hatte die Zeitung ihre Leser ausführlich über das Bauvorhaben unterrichtet.
Die Entwürfe lieferte der Rostocker Architekt Hans Beggerow. Während die Häuser in den umliegenden Straßen zwei Etagen zuzüglich Dachgeschoss hoch waren, wurde am Wiener Platz ein weiteres Stockwerk angefügt. Kolonnaden, Erker und Giebel unterstrichen die Zugänge zum Platz. Das Hauptgebäude wurde besonders hervorgehoben. Die Hausportale wurden mit barockisierenden Schweifgiebeln versehen. Vorgesehen und auch umgesetzt war eine lockere luft- und lichtbietende Bebauung. Alle Wohnungen waren mit Bädern ausgestattet. Zu den Wohnungen gehörten auch jeweils ein kleiner Garten hinter dem Haus. Balkons waren nicht vorgesehen.
Mit der Platzgestaltung lehnte man sich an altdeutsche Marktplätze an. Der Wiener Platz ist eine wesentliche Komponente der Stadtplanung der 1930er und 1940er Jahre. Die Bauten wurden in unverputztem Bachsteinmauerwerk errichtet.
Auf dem Wiener Platz gab es Läden für den täglichen Bedarf. So eröffneten ein Lebensmittelladen, ein Bäcker, ein Feinkostgeschäft, ein Tabak- und Spirituosengeschäft, ein Fleischer, ein Schuhgeschäft mit Schusterwerkstatt, eine Drogerie und ein Damen- und Herrenfrisör. Der Standort des Viertels am westlichen Stadtrand bot sich auch deshalb an, weil die Heinkelwerke in Marienehe in relativer Nähe lagen und auch zu Fuß zu erreichen waren. Es gab aber auch schon eine Straßenbahnanbindung zu den Werken.
Der Wiener Platz ist heute ein Denkmalbereich der Hansestadt Rostock. Das Viertel ist ein beliebtes Wohngebiet in Reutershagen. (H. Schimler)
Aufgrund der Bombardierungen Rostocks und den Zustrom von sogenannten reichsdeutschen Umsiedlern Anfang der 40er Jahre herrschte große Wohnungsnot in Rostock. Hinzu kamen 21.000 Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands, die untergebracht werden mussten. durch das Engagement der Warnowwerft wurde das Gipsviertel mit den Anhydrithäusern gebaut, die Grundsteinlegung fand am 5.8.1953 statt.
Die Ulrich-von-Hutten Straße verlängert die Händelstraße von der Kuphalstraße bis zur Goerdelerstraße und nimmt eine zentrale Rolle in Reutershagen ein. Die Ernst-Thälmann Straße verläuft zwischen der Goerdelerstraße und der John-Schehr Straße und dieses Gebiet ist mit reinen Wohnhäusern bebaut. Nebenan entstanden auch mehrere Geschäfte, Gaststätten, eine Bibliothek, Kinderkaufhaus und ein Schuhladen.
Ein Highlight war das „Cafè am Hochaus“. In diesem Haus wohnten überwiegend junge Familien. Da bot es sich an, auf der Terrasse des Hochhauses ein Tanzgaststätte zu eröffnen. Aufgrund von Beschwerden über andauernde Lärmbelästigungen wurde die Tanzgaststätte geschlossen, auch die Bar musste ihren Betrieb einstellen.
Die John-Schehr Straße verbindet die Ulrich- von-Hutten Straße mit der Schulenburgstraße.
Die John-Schehr Straße hat als besonderes Merkmal die “ Türmchenschule“.Zu sehen sind die Aufnahmen von der Türmchenschule im April 1956. 1956 wurde die Schule eröffnet und am 8. Mai 1965 erhielt sie den Namen “ John-Schehr“, 1990 wurde die Schule dann wieder in „Türmchenschule“ geändert und diesen Namen trägt sie heute immer noch.
Zu sehen ist auf dem linken Foto die 2. Klasse der Stadtrandschule am Wiener Platz 1949 mit dem Klassenlehrer Herr Jörn. Rechts ist eine Gruppe Kinder im Jahre 1950 zu sehen, wo im Hintergrund die 1. Neubauten ( Weberstraße), die nach dem Krieg entstanden, zu sehen sind. Beeindruckend war die noch sehr lange Zeit nicht existierende unbefestigte Straße.
Die Türmchenschule
Reutershagen II
Der Anlaufpunkt seit Jahr´ und Tag: der Markt Reutershagen. Ein beliebter Treffpunkt, nicht nur für Diejenigen, die auf den Bus warten.
Peter Jänicke, ehemaliger OBR-Vorsitzender beschreibt in einem persönlichen Bericht die Entstehung und Weiterentwicklung des Marktes.
„Unser Markt hat in den vergangenen Jahrzehnten eine bemerkenswerte Entwicklung erfahren. Als ich mit Frau und Kind im Spätsommer 1961 in Reutershagen II meine Wohnung beziehen konnte, in der wir auch heute noch leben, war der heutige Markt als große Fläche zwar erkennbar, war aber belegt und bebaut mit Baracken der Bau- Union, Lagerflächen für Baumaterialien, Maschinen, Kiosken usw.. Bei Regenwetter waren Gummistiefel die beste Fußbekleidung. Erste Wohnblöcke und Verkaufseinrichtungen waren am Rande der Marktfläche bereits seit Ende der 50-er Jahre vorhanden und wurden im Laufe der Jahre zahlreicher.
Busse im Nahverkehrs hatten ihre Haltestellen zunächst in Reutershagen I. Sie wurden bald auf den Markt verlegt. Bei der ersten größeren Umgestaltung der Marktfläche wurde der Busausstieg auf die Mitte des Platzes gelegt, während der Einstieg (wie heute) vor der 1962 fertiggestellten Post war.
Auf der Marktfläche gab es Parkplätze für Privat- PKW, Warteplätze der Linienbusse, Marktstände für Verkäufer von Lebensmitteln, Blumen, Textilien usw.. Um den Markt herum waren inzwischen weitere Wohnblöcke, ein Ledigenwohnheim, eine Ladenstraße, eine Toilette für Busfahrer und Markthändler entstanden. Insgesamt machte der Markt aber einen wenig geordneten und unfreundlichen Eindruck, sodass Ortsbeirat und Ortsamt nach der Wende die Neugestaltung des Marktes einforderten, um die eingetretenen Veränderungen besser zu berücksichtigen: Mit dem Bau und der Nutzung der Reuterpassage ab 1999 entstand eine neue Situation.
Auf einer Stadtrundfahrt mit Oberbürgermeister Methling im Sommer 2009 wurden die notwendigen Veränderungen am und auf dem Markt durch Ortsbeirat und Ortsamt intensiv diskutiert. Danach begannen in der Stadtverwaltung Vorbereitungsarbeiten zur Umgestaltung des Marktes und der Ortsbeirat hat über mehrere Jahre in seinen öffentlichen Sitzungen umfangreiche Diskussionen zur Gestaltung des Marktes durchgeführt. Dabei wurden die jetzt vorhandene Gliederung des Marktes, der separate Buswarteplatz, neue Ein-und Ausstiegsregelungen, Händlerbereiche, Plätze durch Bäume, Sträucher und Sitzbänke besprochen.
In der Zeit von 2016-2017 erfolgte die Marktumgestaltung, die mit Unbequemlichkeiten, Lärm und Staub verbunden war. Daran schloss sich die Umwandlung der Kreuzung der Goerdeler-/Ulrich-von-Hutten Straße im Zeitraum 2018-2019 an. Da ich auch Autofahrer bin, freue ich mich über den nun staufreien und zügigen Verkehr um den Kreisverkehr und bei Sonnenschein ist ein Aufenthalt auf den Bänken des Marktes durchaus interessant und entspannend. Unser Markt ist jetzt sehr sehenswert und lädt zum Besuchen ein. Auf ihm ist immer ein reges Leben auf vielen Gebieten.“ (Peter Jänicke)
Tobias Weber kann auch ein paar schöne Erinnerungen beisteuern, vielen Dank dafür!
„Ich bin 1966 geboren und habe bis zu meinem 19. Lebensjahr direkt am Markt gewohnt. Unser Haus am Markt ( Foto von 1960) hatte da noch keine Westantennen. Am Samstag war immer Markttag, da haben die Kleingärtner aus Sievershagen ihr Obst , Gemüse und ihre Blumen verkauft. Es stand eine Bude auf dem Markt, worin die Marktstände gelagert waren. Samstag Mittag wurden diese dann wieder abgebaut.
Bis ungefähr 1980 kamen auch noch die Bauern mit ihren Pferdewagen und haben die Kartoffeln direkt vom Wagen verkauft. Einmal im Jahr war Rummel- mit Taube’s Sportrad und einer Losbude. Und im Advent wurden dann die Weihnachtsbäume verkauft. Und am 1. Mai- da war ab 6.00 Uhr Platzkonzert der NVA auf dem Markt, damit wir auch alle wach wurden. 🙂
Circa 1980 wurde eine Uhr auf dem Markt installiert, die sich anfangs auch noch drehte. Noch vor der Währungsunion wurde die Uhr um eine Leuchtreklame erweitert mit dem Slogan: „TEST THE WEST“. “ ( Tobias Weber)
Die Ladenstraße
Zu sehen ist die alte Ladenstaße beim Markt Reutershagen. Die alte Ladenstraße beginnt mit dem Rondell, früher war dort eine Gaststätte ( heute ist dort ein chinesisches Restaurant). Im Anschluss befanden sich dort früher verschiedene Geschäft bspw. eine Drogerie, ein Bäcker-/Fleisch-/Gemüse- und Milchladen. Ein Konsum durfte natürlich nicht fehlen. Der alten Ladenstraße gegenüber befand sich der allseits Eisladen. Jedes Kind in Reutershagen kannte diesen Laden :-).
Die Mathias- Thesen Straße
Die Mathias- Thesen Straße beginnt am Liningweg und geht dann in die Etkar- André Straße über.
Die 27. Polytechnische Oberschule wurde am 1. September 1960 eröffnet, sie war die erste Schule in Reutershagen II. Zu dieser Zeit wurde der Unterricht noch in Vormittags- und Nachmittagsunterricht unterteilt. Grund war die zu hohe Schülerzahl. 537 Schüler besuchten in den ersten Jahren die Schule. Später wurde die 29. und die 30. POS gebaut. Die Wilhelm- Florin Schule wurde 1963 eröffnet, die dann weiterhin die Schüler im Schichtsystem unterrichtete.1965 eröffnete schließlich die 30. POS und damit hörte der Schichtunterricht auf.
Die Schule besteht neben dem Schulgebäude, eine Turnhalle und einem Nebengebäude.1991 kam das Gymnasium in die Bonhoeffer Straße, ehemals 29. POS.
„Mit der Fertigstellung des wissenschaftlich begleiteten Bauprojekts „Plus-Energie-Schule“ im Schuljahr 2015/16 gehört unsere Schule zu den energietechnisch modernsten Schulen in Deutschland. Das geduldige Warten auf die Realisierung des Bauprojekts strapazierte in den letzten Jahren erheblich die Nerven aller am Schulleben Beteiligter, hat sich aber dann doch gelohnt.
Ca. 600 Schülerinnen und Schüler und 60 Lehrerinnen, Lehrer, Referendare und Vertretungslehrer betreten täglich unser Schulgebäude in der Mathias-Thesen-Straße im Stadtteil Reutershagen. Damit sind wir noch ein eher kleines Gymnasium mit einem überschaubaren sozialen Umfeld. Auch dieser Umstand trägt sicherlich dazu bei, dass wir uns im Rahmen der Abiturergebnisse im Landesdurchschnitt kontinuierlich im vorderen Drittel behaupten.
Unsere Schule wurde 1991 gegründet, erhielt 1998 den Titel „Europaschule“ und begann im selben Jahr mit dem Aufbau eines Förderzweiges für hochbegabte Kinder.“ ( Quelle: Über uns | Gymnasium Reutershagen (gymnasium-reutershagen.de)
Links neben dem Gymnasium befindet sich die Grundschule “ Nordwindkinner“. Die Grundschule wurde am 26.10.2012 eröffnet. ( Quelle: Grundschule Reutershagen Nordwindkinner | Startseite (grundschule-nordwindkinner.de) )
Die Erich- Mühsam Straße
Ab 1960 entstanden in der Erich- Mühsam Straße übliche Wohnblöcke ( Plattenbau oder aus Stein). Die Erich- Mühsam Straße ist die Verlängerung der Etkar- André Straße und verbindet die Bonhoefferstraße mit der Walter- Husemann Straße.
Wie man sieht, befand sich außer den Häusern nichts weiter vor Ort. Die Wiese am großen Bogen bestand aus Bauschutt, Holzscheite für die Ofenheizungen und provisorische Wäscheplätze. Für die Kinder ein herrlicher Ort zum spielen. In der Erich- Mühsam Straße 32-35 gab es bspw. 104 Kinder, die miteinander tobten, Gummitwist oder Indianer spielten und natürlich Verstecken.
Die 30. Oberschule nahm am 17. Januar 1965 ihren Betrieb auf. Vom Rat der Stadt wurde ihr am 31.Mai 1967 der Name „Artur- Becker-Schule“ verliehen.
Heute befindet sich auf dem Grundstück der ehemaligen Schule ein Altenheim der Rostocker Heimstiftung. Die Grundsteinlegung war im Jahr 2002, das Richtfest konnte bereits am 23. November 2002 gefeiert werden. 54 Einzelzimmer sowie 27 Doppelzimmer hat die stationäre Einrichtung und natürlich Gemeinschaftsräume für die Bewohner.
Der Arthur- Becker Club
Der Treffpunkt in Reutershagen war für viele Jahre der Arthur- Becker Club. 1962 gründete sich der „ABC“ und zog 1964 in die ehemalige Bauarbeiterunterkunft in der Arthur- Becker Straße.
Bis 1980 gehörte der Club der Stadt Rostock und danach bis 1989 dem Fischkombinat. Der Club bot verschiedenste Veranstaltungen an, ob für Jugendliche oder Senioren und natürlich auch für private Veranstaltungen. Der Club hat heute noch eine große Bedeutung für die Rostocker. Nach der Wende wurde aus dem Club ein eingetragener Verein, dieses sollte sich leider nicht rentieren.
Im Mai 2000 fand die letzte Veranstaltung statt und mit Wehmut wurde auf die vergangenen 40 Jahre zurückgeblickt.
Nun steht auf dem Gelände ein Wohnhaus.
Die HO- Kaufhalle in der Wilhelm Florin Straße
Die Kaufhalle wurde 1964 eröffnet . Neben der Kaufhalle gab es noch einen Bäcker, einen Gemüseladen, einen Friseur und eine Annahmestelle für die Wäsche. Nicht zu vergessen ist die Dienststelle des Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei, die sich neben der Kaufhalle befand. Hier wurden alle Veränderungen des Wohnsitzes oder sonstige Genehmigungen beantragt. ( Reisewünsche ins Ausland). Auch wurde der ABV’ler ab und zu gerufen wenn es im Arthur- Becker Club zu kleinen Rangeleien kam :-).
Interessant sind die Automassen in unserem Viertel… Aus der Klappe in der Kaufhalle haben wir uns immer Eis geholt. Schoko 20 Pfenning und der Rest 15 Pfenning. Silvester gab es dort Knaller von Silberhütte.“
Roger Schmidt erinnerte sich, wie das Foto entstand. „Das Foto entstand etwa 1984 in der Wilhelm-Florin-Str. in Reutershagen. Sicher interessierte mich damals das „Westauto“ und ich wette es war um den 1. Mai herum.
„Typischer Hauseingang in Reutershagen II
Oft gab es im Vorgarten noch einen Zweiradparkplatz. Hier ist ein Moped Simson Star zu sehen.
Das Foto rechts zeigt einen typischen Blick aus dem Fenster der Werner-Seelenbinder-Str. 21. Hier kann man sehr schön erkennen, dass sich einige Haushalte Gasheizkörper
einbauen ließen. Man sieht es an den quadratischen Ablufteinrichtungen unter dem Fenster.
Üblich waren hier bis zur Wende Ofenheizungen. Die Kohlen rutschten über eine Rutsche direkt in den jeweiligen Keller.“ Roger Schmidt
Die 29. Polytechnische Oberschule “ Wilhelm Florin“
Am 1.September eröffnete die Wilhelm- Florin Schule in Reutershagen. Über 1100 Kinder besuchten die Schule, aufgeteilt in 34 Klassen. Bis zur Wende blieb die hohe zahl an Schülern erhalten. Nach der Wende nahm diese ab und aus der 29. POS wurde ein Gymnasium. 2015 zog letztlich das Gymnasium in die Mathias- Thesen Straße.
Oben ist die Florin Schule zu sehen, in den 60er Jahren. Kaum zu erkennen sind die kleinen Bäumchen, die60 Jahre später zu sehr großen Bäumen herangewachsen sind.
Das Gymnasium Reutershagen ( 27.POS)
2015 wurde das hinfällige Gebäude zu einer Dauerunterkunft für Flüchtlinge. Der marode und teils katastrophale Zustand der Schule führte 2019 dazu, dass die Dauerunterkunft geschlossen wurde.
Die Schule wird abgerissen und bis 2024 soll ein neuer Schulcampus entstehen. Der neue Campus wird neben einer Grundschule auch einen Sporthalle erhalten, die nicht nur für die Schüler zur Nutzung zur Verfügung stehen wird. Aber bis dahin dauert es noch ein Weilchen.
Wir hatten im Juli 2020 ein letztes Mal die Möglichkeit, gemeinsam mit dem KOE einen Rundgang durch die Schule zu machen. Und am Ende sagten die ehemaligen Schüler: “ Auf Wiedersehen!“…
Tschüs, Bonhoefferstraße! | Gymnasium Reutershagen (gymnasium-reutershagen.de)
Ende Juli 2021 ist die Schule Geschichte. Der Abriss dauert nur ein paar Wochen und nun ist es Zeit für etwas Neues. Eine neue Grundschule und eine Sporthalle wird in den nächsten Jahren entstehen.
*Quellen:
G.W. Berringer: Stadterweiterungen und Siedlungen. In: Deutschlands Städtebau: Rostock, Dari-Verlag, Berlin, 1922
Reutershagen in Bildern und Geschichten
WIRO aktuell 2/02; S.4; Rostock 2002
Zusammengestellt: Peter Writschan, 11/2015
**Reutershagen in Bildern und Geschichten 2. Auflage
Fotos von Berthold Brinkmann, Roswitha Weinberger, Stephan Jutzas, Monika Spörck, Dirk Auerbach, Gerd Engelmann, Peter Jänicke, Günther Stümann, Steffi Brock, Hartmuth P. ,Adelheid Priebe, Sabine H., Christian Wilcken, Sylcke Plaumann, Tobias Weber, Gerhard Weber, Hans- Heinrich Schimler, Roger Schmidt, Wolfgang Wloch, Torsten Treichel, Paul Ollrog, und vielen anderen, die nicht genannt werden möchten. VIELEN DANK FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG!!!